Unfair Trade by Schöninger Iris & Grebmer Klaus von

Unfair Trade by Schöninger Iris & Grebmer Klaus von

Autor:Schöninger, Iris & Grebmer, Klaus von [Schöninger, Iris; Grebmer, Klaus von]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-09T16:00:00+00:00


Jetzt die Weichen stellen

Potenziale auf dem Land sind nicht ausgereizt

Wer soll künftig die Welt ernähren: agroindustrielle Großbetriebe oder nachhaltiger produzierende bäuerliche Höfe? Der Kampf gegen den Hunger wird auf dem Land entschieden, gerade in Afrika, Asien und Lateinamerika.17 Dort, wo die meisten Hungernden in abgelegenen Dörfern leben, wurden Investitionen auf dem Land jahrzehntelang sträflich vernachlässigt und stattdessen die Landflucht gefördert. Dabei wird mehr als die Hälfte der Welternte gerade von jenen kleinen Landwirten produziert. In einer lokalen und regionalen Wertschöpfung liegen auch die großen Potenziale für die Zukunft.

Der 26-jährige Isaac Okino wohnt im nordugandischen Dorf Ogur. Seit März 2011 beteiligt er sich – wie viele andere in den umliegenden Orten – regelmäßig an Treffen einer neu gegründeten Bauerngruppe, einer sogenannten »Farmer Field School«. Gemeinsam bewirtschaften sie Musteräcker und bekommen hierfür landwirtschaftliche Beratung: «Wir vergleichen verschiedene Anbaumethoden miteinander, stellen Kompost her und pflanzen hier erstmals Tomaten, Zwiebeln, Auberginen und Kohl an.« Ziel ist nicht nur eine ausgewogenere und vitaminreichere Ernährung für die Familien, sondern auch der Verkauf von Überschüssen auf lokalen Märkten, um ein Zusatzeinkommen zu erwirtschaften.18

Wie hier muss der Trend überall in Richtung einer standortgerechten Landwirtschaft gehen, also zur Förderung einer Landwirtschaft, die lokale Bedingungen wie die Umwelt, Märkte, kulturelle Eigenheiten und persönliche Bedürfnisse berücksichtigt. Es geht beispielsweise darum, extrem arbeitsintensive Anbaumethoden wie die Feldbearbeitung mit der Hacke durch den Einsatz von Zugtieren zu erleichtern oder höhere Erträge mit besser angepassten Sorten, Bewässerung und ökologischer Schädlingsbekämpfung zu erzielen.

Wichtig sind auch ertragsstarke Sorten, denen Trockenheit und salzige Böden nichts anhaben – eine dringliche Aufgabe für die öffentliche Agrarforschung. Tatsache ist, dass Kleinbauern weder staatliche Subventionen erhalten noch eine vernünftige Ausbildung haben. Deshalb können sie sich kein teures Saatgut, keinen Dünger, Pestizide oder Maschinen leisten und verdienen so auch extrem wenig.

Ein Patentrezept für die Landwirtschaft in Entwicklungsländern gibt es nicht. Sicher ist: Die Ernteerträge müssen steigen. Eine Anpassung an den Klimawandel in den verschiedenen Regionen muss gelingen. Und Ernten dürfen nicht mehr durch falsche Lagerung verloren gehen. Das erfordert massive Investitionen. Mit industrieller Landwirtschaft, also auch hohem Energie- und Chemikalieneinsatz, ist dies nicht zu erreichen.19 Davon profitieren nur Großgrundbesitzer und Investoren. Kleinbauern können mit ihren kleinen Flächen und fehlendem Kapital nicht dagegenhalten. Außerdem gehen ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen auf das Konto der industriellen Landwirtschaft inklusive der damit verbundenen Abholzung von Wäldern sowie Verarbeitung, Transport, Erhitzung und Kühlung, Verpackung und nicht zuletzt Entsorgung überflüssiger Lebensmittel.

Nachhaltigkeit wird in der Landwirtschaft am ehesten durch ökologischen Landbau erzielt. Auf den Einsatz von Grüner Gentechnik, von Pestiziden, chemischem und mineralischem Dünger und Wachstumsbeschleunigern (Antibiotika, Hormone) wird hierbei verzichtet. Außerdem sind die Tierschutzstandards hoch. Es wäre allerdings unsinnig, sich ausschließlich auf ökologischen Landbau oder konventionelle Landwirtschaft festzulegen. Im Einzelfall geht es stets um den richtigen Methodenmix, sollen standortgerechte Anbaumethoden zum Erhalt natürlicher Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft und der Artenvielfalt beitragen.

Es muss sich vor allem wieder lohnen, auf dem Land zu leben: Dies geht nicht ohne entsprechende Infrastruktur und Beschäftigungsmöglichkeiten in und außerhalb der Landwirtschaft, beispielsweise in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Teil des Strukturwandels sind auch funktionierende Transportmöglichkeiten sowie Bildung und Gesundheitsdienste.



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